Fachkräftemangel durch bessere Bildungsangebote verhindern

Eine große Herausforderung für die nächsten Jahre ist die Fachkräftesicherung, um den wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand Hessens zu erhalten.

In den kommenden fünf Jahren werden in Hessen 140 000 Fachkräfte fehlen. Der demografische Wandel wird den Prozess des Fachkräftemangels beschleunigen. Bereits heute klagen viele kleine und mittlere Betriebe darüber, dass sie keine Auszubildenden und schon gar keine Fachkräfte mehr finden. Der Fachkräftemangel könnte in Zukunft zur wirtschaftlichen Bremse in Hessen werden.

Viele mittelständische Betriebe bemühen sich bereits heute, dem kommenden Fachkräftemangel zu begegnen; sie gestalten die Arbeitsplätze um, schaffen altersgerechte Aufgabengebiete für ältere Arbeitnehmer, sie investieren in Aus- und Weiterbildung und ergreifen Maßnahmen zur Gesundheitsprävention.

Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers, Wege zu finden, den Menschen angesichts des kommenden Fachkräftemangels einen gleitenden Ausstieg aus dem Arbeitsleben zu ermöglichen. Davon profitieren sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Für jene, die nicht mehr arbeiten können, ist eine soziale Absicherung notwendig, damit sie als Frührentner nicht durch Rentenkürzungen in die Armut abstürzen.
Es genügt nicht, wenn Wirtschaftsminister Florian Rensch (FDP) ankündigt, junge Menschen aus Spanien anwerben zu wollen. Die Spanisch sprechenden Fachkräfte suchen ihr Glück nach Medienberichten in den Ländern Südamerikas, wo man ihre Sprache spricht. Statt dem Bemühen des Ministers zu folgen, wäre es besser, nach Fachkräften unter den gut ausgebildeten älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu suchen. Hier ließen sich sicher durch gute Angebote Fachkräfte für den Arbeitsmarkt finden.
Deutschland ist mit einer Frauenerwerbsquote von 70 Prozent gut aufgestellt. Leider sind von ihnen 55 Prozent teilzeitbeschäftigt. Viele dieser Frauen würden gerne mehr arbeiten, wenn sie vor Ort ein besseres Betreuungsangebot für ihre Kinder fänden und die Arbeitszeiten flexibler wären.

Die weiteren Maßnahmen zur Abwehr des Fachkräftemangels sind: Rahmenbedingungen, damit Mütter und Väter Arbeit und Beruf in Einklang bringen können: flexiblere Arbeitszeiten – das gilt auch für pflegende Angehörige, flexiblere Öffnungszeiten für Kindergärten und Krippen, gut ausgebaute und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote für den Tag, insbesondere für Kinder in der Grundschule. Das Betreuungsgeld der CDU/FDP geführten Bundesregierung ist hier kontraproduktiv, es wird Frauen vom Arbeitsmarkt fernhalten.

Im Land Hessen könnte noch einiges getan werden, um Fachkräfte zu gewinnen: Tausende von jungen Menschen, die ohne Schulabschluss in Übergangssystemen geparkt werden – 2010 waren es noch 29.000 Jugendliche – könnten durch neu ausgerichtete Förderprogramme den Arbeitsmarkt bereichern.

Ausgebildete junge Migranten, deren Berufsabschluss bisher nicht anerkannt wird, sollten nach gezielter Förderung ihren Berufsabschluss bestätigt bekommen.
Insgesamt ist eine bessere Bildung für Kinder und Jugendliche anzustreben, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: Jedes Kind muss nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten individuell und intensiv gefördert werden. Kein Kind darf zurückbleiben! Die Zahl der Schulabbrecher – sieben Prozent verlassen die Hauptschule in Hessen ohne Abschluss – ist dringend zu verringern. Parallel ist eine bessere Betreuung durch Sozialarbeiter im Übergang von Schule zum Beruf zu organisieren. Zu verbessern ist auch die Begleitung der Auszubildenden, von denen heute 20 bis 25 Prozent im ersten Jahr die Berufsausbildung abbrechen.

Kontraproduktiv zu einer qualitativ guten Bildung ist das Ansinnen von Familienministerin Schröder (CDU), ehemalige Verkäuferinnen in sechs Wochen für die Betreuung in Kindergärten auszubilden. Der Fachkräftemangel lässt sich nur durch qualifizierte hohe Bildungsstandards verhindern, mit minderwertigen Billigangeboten aus dem Discounter aller Schröder ist der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht zu sichern.