Neue Bertelsmann-Studie zu Kita-Plätzen in Hessen: Bundesweite Standards für Qualität der Betreuung nötig?

Neue Bertelsmann-Studie zu Kita-Plätzen in Hessen:
Bundesweite Standards für Qualität der Betreuung nötig?

Fast alle Eltern fordern in der neuen Bertelsmann-Studie von der Bundesebene, sich stärker an der Finanzierung der Kinderbetreuung zu beteiligen und für bundesweit einheitliche Qualitätsstandards in den Kitas zu sorgen. Derzeit gibt es große Unterschiede in den Kitas zwischen den einzelnen Ländern. Solange jedes Bundesland aber sein eigenes Kita-Süppchen kocht, wird es nicht zu den von Schule und Wirtschaft geforderten Qualitätsstandards in den Kitas kommen. Davon sind die Eltern überzeugt.
Die mangelnden Qualitätsstandards in den Kitas lässt sich am Beispiel Hessen gut belegen. Die Eltern stellen in der Bertelsmann-Studie der schwarz-grünen Kita-Politik in Hessen ein schlechtes Zeugnis aus. Alle Kritikpunkte der Eltern sind seit langem bekannt und von uns Sozialdemokraten immer wieder vorgetragen worden. Die in der Studie genannten Qualitätsanforderungen kann Hessen in den Kitas nicht bieten. Dazu gehört die einheitliche pädagogische Ausbildung des Kita-Personals. Zwar haben sich alle Bundesländer auf ein Qualifikationsprofil für Erzieherinnen und Erzieher geeinigt. Die Ausbildung folgt jedoch in Hessen keinem bundesweit gültigen Lehrplan. Es ist grotesk, dass sich die Landesregierung nach wie vor weigert, den bundesweiten Qualitätsstandards beizutreten, so gehen dem Land Hessen Millionen Bundeszuwendungen verloren.
Nach wie vor lassen sich Familie und Job in Hessen kaum unter einen Hut bringen. Es gibt nicht genügend Betreuungsplätze. Die Öffnungszeiten der Kitas orientieren sich nach wie vor nicht am Bedarf der Eltern.
Bei der Umstellung der Kita-Förderung in Hessen ist im Zuge des Kinderförderungsgesetzes (KiföG) die Finanzierung längerer Öffnungszeiten schlechter geworden. Durch die geringere Finanzausstattung der Kommunen sind vielerorts die Kita-Gebühren erhöht worden. Von der familienpolitisch dringend erforderlichen Ausweitung der Gebührenfreiheit ist man in Hessen noch weit davon entfernt.
Zu Recht fordern deshalb die Eltern eine einheitliche Regelung der Kita-Gebühren auf Bundesebene. Wie teuer ein Kita-Platz für Eltern ist, hängt derzeit vom Wohnort ab. Die Beiträge legt die jeweilige Kommune fest. Ihre Höhe schwankt zwischen 0 und mehr als 600 Euro im Monat. Während in Hessen Kita-Gebühren fällig sind, zahlen dagegen 14 Prozent der Eltern in Deutschland keine Kitabeiträge, weil die Kitas in ihrem Bundesland oder ihrer Stadt generell kostenfrei sind.
Die Mehrheit der Eltern wollen auch eine einheitliche Regelung, wie viele Kinder eine Erzieherin oder ein Erzieher zu betreuen hat. Kindgerechte Personalschlüssel gewährleisten aktuell nur Baden-Württemberg und Bremen. Nach Meinung der Eltern sollte eine Erzieherin höchstens drei Kinder unter drei Jahren beziehungsweise 7,5 Kinder ab drei Jahren betreuen.
Rund 90 Prozent der Mütter und Väter wünschen sich bei der Verpflegung für ihre Kinder anerkannte bundeseinheitliche Ernährungsstandards. Das ist aktuell nur in jeder dritten Kita der Fall.
Für 78 Prozent der befragten Mütter und Väter ist ein verbindliches Konzept für die pädagogische Praxis sinnvoll. Diese soll individuell auf die Bedürfnisse der Kinder und Familien zugeschnitten sein. Eltern möchten für ihre Kinder überall die gleichen guten Bildungschancen, unabhängig vom Wohnort. Das kann die Landesregierung in Hessen den Eltern und deren Kindern noch nicht bieten.
Bald wird uns der vorzulegende KiföG-Evaluationsbericht präsentiert. Wird die Landesregierung während des Berichts mitteilen, dass sie ihre Weigerung aufgegeben hat und den bundesweit angebotenen Qualitätsstandards beigetreten ist, damit die Millionen Bundeszuwendungen für die noch geforderten Qualitätsstandards der Kitas nach Hessen fließen können? Wir dürfen gespannt sein, welche der Forderungen der Eltern die Landesregierung zukünftig aus der Bertelsmann-Studie erfüllen wird.