SPD-Landtagsabgeordnete Waschke übt Kritik an Bildungspolitik der Landesregierung und erinnert Schulamtsleiter Schmitt an seine Neutralitätspflicht
„In den Schulen des Landkreises Fulda wird zu viel fachfremd unterrichtet“, berichtet die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Waschke. Am schlimmsten treffe es die Fächer „Erdkunde“ und „Politik und Wirtschaft“. Im Schuljahr 2017/2018 wurde an 26 Schulzweigen (ohne Förder- und Berufsschulen) fachfremd Erdkunde unterrichtet und in 23 Politik und Wirtschaft. Aber auch in Deutsch, Mathe und Geschichte wird an vielen der weiterführenden Schulen fachfremd unterrichtet. Auch in diesem Schuljahr erwartet Sabine Waschke keinen anderen Trend an den Schulen im Landkreis Fulda.
Kritik übt die Landtagsabgeordnete vor allem an Schulamtsleiter Schmitt, der während einer Pressekonferenz erneut öffentlich gegen die Neutralitätspflicht verstieß. „Es liegt nicht im Kompetenzbereich des Schulamtsleiters, Pressemitteilungen von Landtagsabgeordneten zu kommentieren“, sagt Sabine Waschke, die weiß, dass in den heimischen Schulen längst nicht alles Gold ist, was glänzt. „Fachfremder Unterricht muss nicht zwingend schlecht sein, aber es sollte die absolute Ausnahme sein. Wenn ich aber sehe, dass im gesamten Landkreis Fulda lediglich das Fach Französisch nicht fachfremd unterrichtet wird, können wir nicht mehr von Ausnahmen sprechen. Diesen Schuh muss sich aber nicht Herr Schmitt vom staatlichen Schulamt anziehen, sondern die Verantwortlichen in der Landesregierung“, so Sabine Waschke, die auch deshalb die Kritik des Schulamtsleiters für unbegründet hält.
Dennoch entspräche das Bild der „Insel der Glückseligkeit“ in den Schulen Fuldas nicht der Realität. „Wir müssen davon abkommen, reine Schülerbetreuung mit qualifizierten Unterricht gleichsetzen zu wollen. Das hat mit optimaler Lehrerversorgung nichts zu tun. Jedes Schulkind weiß doch, dass Unterricht ausfällt, weil Lehrermangel herrscht“, so Waschke. Die Qualität des Unterrichts leide darunter, dass immer mehr Laien, Personen ohne Lehramt, unterrichten. Aber die Landesregierung habe nicht nur die Nachwuchsarbeit verschlafen, sondern auch die Nachmittagsbetreuung. Der Pakt für den Nachmittag sei ein „Mogelpakt“, denn nur knapp hundert von 1.7000 öffentlichen Schulen in Hessen seien echte Ganztagsschulen. Dieses Bild zeichne sich in Fulda fort.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Waschke wird den Bericht des staatlichen Schulamts zum Anlass nehmen, eine erneute Anfrage an die Landesregierung zu stellen, um ein tatsächliches Bild der Schulsituation im Landkreis Fulda zeichnen zu können. „Aus meinen vorangegangenen Anfragen an die Landesregierung und vielen Gesprächen mit Eltern weiß ich, dass im Landkreis Fulda nach 19 Jahren CDU-geführter Landesregierung bei der Bildung viel zu viel im Argen liegt. Unterrichtsausfall und Lehrermangel werden vom Kultusministerium geleugnet und kaschiert, Lehrkräfte arbeiten oftmals am Limit und Vertretungsunterricht ist reine Betreuung. Der Ganztagsausbau tritt auf der Stelle und auch beim Ausbau der Schulsozialarbeit gibt es keinen Fortschritt. Die Zahlen für Hessen haben wir bereits, für Fulda werde ich sie nachliefern“, erklärte Waschke.
Eine weitere Zahl könne sie bereits jetzt liefern: In 18 Schulzweigen (Haupt-, Realschulen und Gymnasien) des Landkreises wird das Fach „Informatik“ fachfremd unterrichtet. Dabei werde „Medienkompetenz“ immer wichtiger. Über das „Digitale Klassenzimmer“ wird sie am Donnerstag, den 7. August mit dem digitalpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Jens Zimmermann in Fulda diskutieren. Beginn ist 19 Uhr. Interessierte sind herzlich in die SPD-Geschäftsstelle „Zum Roten August Bebel“, Vor dem Peterstor 10 in Fulda eingeladen.